Durch das Abmoosen können wir erreichen, dass sich an gewünschter Stelle neue Wuzeln bilden. Das kann zum Beispiel ein neues, "sauberes" Nebari sein oder auch ein Ast, den wir entdecken und der das Potenzial zu einem Bonsai hat. Abmoosen ist nicht immer leicht und kann auch mal schief gehen. dessen solltet Ihr Euch bewusst sein. auch ist nicht jede Art gleich geeignet. Informiert Euch also Vorab ausreichend, welche Erfahrungen mit Eurer Pflanze gesammelt wurden.

Wie die Basics aussehen, alles funktioniert und wie wir dabei am besten vorgeht erklären wir Euch an einem kleinen Beispiel:

 

Wie so ein "Stamm" aufgebaut ist sehen wir hier.

 

Zwar hat der Baum kein Herz, dennoch findet über den Stamm ein Kreislauf statt.
Euer Baum transportiert im Splintholz Wasser zu dem darüber liegenden Teil der Pflanze um ihn damit zu versorgen.
Wohl gestärkt können dann die Blätter/Nadeln ordentlich Photosynthese betreiben.
Die Photosyntheseprodukte werden dann über das Kambium in der Außenbahn zu den Wurzeln Transportiert.

Durchtrennen wir den Weg Richtung Wurzeln versucht die Pflanze diese schnellstmöglich zu ersetzen und bildet im Optimalfall neue Wurzeln. Damit dieser Prozess funktioniert, empfiehlt sich der Zeitraum zwischen März und Juni.

Der Baum kann so ausreichend Photosynthese betreiben und neue Wurzeln bilden.

 

Ausgangspflanze: Acer palmatum (Ahorn) little princess

 

Abmoosgrund: Ursprünglich war der Ahorn wohl mal ein Doppelstamm. Dann wurde der zweite Teil gekappt und mit Wundpaste verschlossen. So kann kein schönes Nebari entstehen zumal die anderen Wurzeln ungleichmäßig verteilt sind. Bevor es also an den Aufbau und die Feinverzweigung geht, kümmere ich mich als erstes um das Nebari. Als erste Maßnahme heißt es daher: Abmoosen.

 

Schwierigkeitslevel: leicht

Ahorn lässt sich in der Regel gut abmoosen und hat - bei richtiger Durchführung - eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Erfolg.

 

Abmoosstelle: Direkt über dem alten Nebari um den größten Teil des unteren "Stammes" zu behalten.

 

 

Equipment: 

- ein scharfes Messer

- den oberen Rand eines einfachen Blumentopfs aus Plastik

- Spaghnum Moos

- feines Akadama

 

Optional:

- Wurzelhormon

- Draht

 

 

Schritt 1:

 

Mit dem scharfen Messer schneiden wir zweimal in einem Ring um den ganzen "Stamm".

Wichtig ist hierbei, dass der Abstand möglichst so groß ist, dass sich durch die Bildung von Wundkallus keine Brücke zwischen dem oberen und unteren Teil bilden kann.

Dann hätte der Baum den einfacheren Weg gewählt und kann wieder auf die alten Wurzeln zurückgreifen.

 

 

Schritt 2:

 

Rinde und Kambium bis ins Splintholz komplett entfernen.

 

Hier ist es wichtig gründlich zu arbeiten. Es empfiehlt sich auch, den entfernten Bereich antrocknen zu lassen um zu überprüfen, dass wirklich keine "Kambiumbrücken" Mehr stehen. Denn dann bildet der Baum keine neue Wurzeln.

 

 

Schritt 3 (optional):

 

Nach dem Antrocknen kann die Abmoosstelle noch zusätzlich mit Wurzelhormonen eingepinselt werden. Die Hormone sind virtuell käuflich zu erwerben und haben eine Konsistenz wie Mehl.

Wer wirklich ganz auf Nummer sicher gehen will, kann außerdem noch ein Stück Draht eindrillen, der verhindert, dass über Wundkallus eine Brücke entsteht.

 

 

Schritt 4:

 

Durch den Rand des Blumenkübels können wir unsere Schale erhöhen. optional können wir noch Teichfolie auf das alte Substrat legen, die verhindern soll, dass die neuen Wurzeln ins alte Substrat wachsen.

 

 

Schritt 5: 

Um für ein feuchtes Klima zu sorgen, wird das Spaghnum Moos erst eingeweicht und dann um die Abmoosstelle gelegt.

 

 

Schritt 6:

 

Der restliche Platz wird mit feinem Akadama aufgefüllt und ordentlich bewässert.

Es ist wichtig, dass der Bereich um die Abmoosstelle immer schön feucht gehalten wird.

 

Es empfiehlt sich außerdem den Baum zu wenden, sollte er in der Sonne stehen. Die neuen Wurzeln haben es gerne feucht und warm. Durch eine regelmäßige Rotation der Schale verhindert ihr, dass sich nur einseitig Wurzeln bilden.

 

 

Ergebnis:

 

Knapp 4 Monate später haben sich rund um den Stamm eine Menge neuer wurzeln gebildet.

Abmoosung geglückt!

Im Frühjahr wird der obere Teil vom unteren Teil getrennt und wird neu getopft.

Dann bleiben die Wurzeln im Substrat um sich besser zu entwickeln. In ein paar Jahren ergeben sie dann mit dem stamm ein stimmiges Bild.

 

Vom Prinzip her könnt ihr auch einzelne Äste genau so abmoosen. Statt einer Schale nutzt ihr dann einfach eine Plastiktüte oder Folie, die ihr mit Hilfe von Draht oder Gummibändern befestigt.

 

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist der anschließende Zeitraum deutlich abhängig von der Art. Nadelbäume brauchen zum Beispiel viel länger und können erst nach zwei Jahren so viele Wurzeln gebildet haben, dass man sie trennen kann.

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